Was ist ADHS?
Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitätsstörung (ADHS) ist die häufigste psychische Störung im Kindes- und Jugendalter und bleibt oft bis ins Erwachsenenalter bestehen. Schätzungen zufolge haben etwa 5% der Kinder und Jugendlichen ADHS, wobei die Erkrankung bei Jungen etwa viermal häufiger diagnostiziert wird als bei Mädchen. Die Hauptsymptome sind Aufmerksamkeitsstörung, Hyperaktivität und Impulsivität.
Neben Schwierigkeiten bei der Alltagsbewältigung der Kinder und Jugendlichen sind eine gesteigerte Allgemeinbelastung, verringertes Wohlbefinden und eine reduzierte Funktionsfähigkeit der Familie häufige Folgen.
Ergotherapie spielt eine entscheidende Rolle bei der Bewältigung dieser Herausforderungen. Doch viele Familien müssen lange auf einen Therapieplatz warten.
An diesem Punkt setzt das von der Stadt Wien (MA23) geförderte Forschungsprojekt „ELSA“ an. Ein interdisziplinäres Team entwickelte die App „ELSA“ (eCounseling & Learning-System for ADHD), um ergotherapeutische Tipps direkt ins häusliche Umfeld zu bringen.
Die ELSA-App bietet individualisierte, wissenschaftlich fundierte und Ergotherapie-basierte Empfehlungen und wurde nutzer*innenorientiert entwickelt und evaluiert.
In der Bedarfserhebung sowie im Zuge der entwicklungsbegleitenden Evaluation wurden Interviews mit Eltern von Kindern mit ADHS, eine Fokusgruppe mit Ergotherapeut*innen und Workshops mit Kindern mit ADHS durchgeführt, um die Anforderungen an die App zu bestimmen.
Die finale App „ELSA“ bietet folgende Hauptfunktionen:
– Handlungsempfehlungen mit Schritt-für-Schritt-Anleitungen und Videos
– Lexikon mit wichtigen Informationen aus ergotherapeutischer Sicht
– Vorlagen zur Visualisierung von App-Inhalten
– Auskunft über Anlaufstellen
– Avatar, der durch die App-Anwendung mitwächst
In der Endevaluation testeten 18 Familien mit Kindern mit ADHS die App acht Wochen lang. Die Ergebnisse zeigten positive Veränderungen im Verhalten der Kinder, eine Reduktion hyperaktiver Verhaltensweisen und eine Steigerung des prosozialen Verhaltens. Auch die elterliche Selbstwirksamkeit verbesserte sich sichtlich. Die Erziehungsberechtigten gaben in den Skalen „Wissen was gut für das Kind ist“, „Erreichung von Erziehungszielen“ und „Findung von Lösungen für Probleme mit dem Kind“ die größten Fortschritte an. Die App erhielt zudem gute bis exzellente Bewertungen in der Gebrauchstauglichkeit.
Die qualitative Auswertung der Endevaluation bestätigte diese Ergebnisse. Eltern fanden das Design und den Avatar ansprechend und berichteten, dass die Visualisierungen für die Kinder im Alltag nützlich waren. Verbesserungen in den psychosozialen und kognitiven Fähigkeiten und der Alltagsstruktur der Kinder wurden ebenfalls beobachtet.
Die Anwendung der ELSA-App zeigt positive Ergebnisse und bietet nützliche Unterstützung für Familien mit ADHS-diagnostizierten Kindern. Sie ist kostenfrei im Play- und App-Store verfügbar.